Festungsblog

Mountainbike-Strecken durch Laufgräben

Per Mountainbike einen Trail herab zu fahren klingt wie eine schöne Freizeitbeschäftigung. In der VEWA vertreten wir gerne den Standpunkt, dass jedem sein Hobby gegönnt sei.
Jedoch fällt uns während Kartierungen in der Pfalz und im Saarland verstärkt auf, dass ehemalige Laufgräben als Trails genutzt werden. Das sehen wir kritisch, weil dafür auch gegraben und aufgeschüttet wird, danach durch Reifen und ohne das schützende Laub unter Einwirkung von Regen und Wind verstärkt Erosion auftritt und so das Aussehen der Laufgräben verändert wird.

Wenn man dann noch die lokale Kriegsgeschichte dagegen hält, und in diesen Laufgräben 1944/45 Kämpfe stattfanden, wobei deutsche und US-Soldaten ums Leben gekommen sind, und ihre Leichen erst Monate später von Anwohnern geborgen wurden, dann steht das in einem scharfen Kontrast zu einer sportlichen Nutzung.

Luftschutz und Zivilschutz

Auf Spurensuche in der Innenstadt

Text & Bilder: Patrice Wijnands - VEWA e.V.

Das Ende des Zweiten Weltkrieges liegt 2020 75 Jahre hinter uns, jedoch die damaligen "Phänomene" sind gar nicht nur "von damals": Rassismus, Rechtsextremismus, nationaler Egoismus, Militarismus, Krieg und Zerstörung sind auch heute gar nicht so weit weg.
Die in vielen Städten ganz alltäglichen Luftschutzmarkierungen wie hier im Bild sollen uns daran erinnern, was passiert wenn man diese Phänomene für "Lösungen" hält und auf Diktatur anstelle von Demokratie setzt. Sie erinnern damit an die Zeit der NS-Diktatur, die nicht nur in Nürnberg oder Berlin noch heute sichtbare Spuren hinterlassen hat, sondern überall in der Bundesrepublik (und auch darüber hinaus), wenn man es nur sehen will. Der Zweite Weltkrieg war wortwörtlich auch vor deiner Haustür!
Diese Spuren helfen uns allen - ganz im Sinne einer demokratischen-rechtstaatlichen Gesellschaft - diese Jahre bleibend kritisch zu hinterfragen und ihre Zusammenhänge bis in die heutige Zeit zu verstehen.
Deshalb ist es wichtig, dass diese Relikte des "Luftschutzes" im Stadtbild vieler Orte der Bundesrepublik erhalten und ein täglicher "Stein des Anstoßens" bleiben.

Ort der Aufnahme: Karlsruhe, Georg-Friedrich-Str 23.

Luftschutz in Karlsruhe

Wie sehen die Spuren in Karlsruhe typischerweise aus?

Text & Bilder (wenn nicht anders erwähnt): Patrice Wijnands - VEWA e.V.

Luftschutzkeller

 

Senkrechte oder schräg angebrachte Luftschutzpfeile

Die Pfeile deuten auf ein oder mehrere Kellerfenster, wo sich dahinter ein Schutzraum als "Luftschutzkeller" befand. Die Interprätation is keineswegs aktenkundig fest gesichert, und basiert auf Lacker 2005 (siehe Quelle [1]), auf die Überlieferung eines "Erlasses" des 15. März 1944 [4,5] und eigenen Überlegungen: Nach einem Luftangriff wären diese Pfeile für Feuerwehr und Rettungsmannschaften hilfreich um schneller die Keller zu finden, worin möglicherweise noch Schutzsuchende unter zerstörten Gebäuden eingeschlossen sind. In der Regel sind die Pfeile um die 50 cm lang, können aber auch auf 10 cm reduziert sein, und kennzeichnen Keller und Notausgänge.

Handelt es sich um Miets- oder Privathäuser, waren diese Schutzräume für die Hausbewohner gedacht und nicht unbedingt öffentlich. Handelt es sich um öffentliche Gebäude, waren diese Schutzräume für die Bedienstete, Besucher oder - im Falle von Schulen - für Schüler und Lehrpersonal gedacht. Dann wird es bestimmt zusätzliche, große, auffälige Schilder und Pfeile gegeben haben, damit Schutzsuchende den Weg zum Eingang schnell finden. Diese Schilder und Pfeile wurden wahrscheinlich nach dem Krieg wieder abgebaut und entfernt. An Kellern und Notausgängen blieben jedoch die kleineren Markierungen oft erhalten.

Zivilschutz in Karlsruhe

Zivilschutzanlagen des Kalten Krieges

Text & Bilder (wenn nicht anders erwähnt): Patrice Wijnands - VEWA e.V.

Die Dichte an Zivilschutzanlagen in Karlsruhe ist bemerkenswert hoch: Fast alle Stadtteile weisen eine oder mehrere in Form von "Mehrzweckanlagen" in Tiefgaragen auf. Es gibt sowohl sehr große Exemplare in öffentlichen Tiefgaragen, als auch kleinere in privaten Tiefgaragen. Die meisten wurden in den Achtzigerjahren gebaut in einer Schutzklasse, die gegen Fallout, Strahlung, Hitze und Druckwellen schützt, jedoch nicht mehr gegen eine Nuklearexplosion in direkter Nähe.


Erkennen kann man solche Tiefgaragen an ihren typischen Elementen: Strahlenschutztore, Schleusen, Lüftungsrohre und Überdruckventile, Starkstromsteckdosen und Schildchen für z.B. "Notküche", "Toiletten", "Lüfter", "Aggregat". An der Oberfläche findet man die trümmersicher angelegten Eingänge mit dicken Wänden und Geländern, die für die Tiefgarage als Ausgang oder Notausgang verwendet werden.

Bedienelemente einer Schleuse mit Kontrollfenster aus Panzerglas. ZivilschutzanlageBilder: Nicole Duval
Strahlenschutztor in der Einfahrt zu einer Tiefgarage. Zivilschutzanlage
Anschlüsse und Bedienelemente mit entsprechenden Schildchen. Zivilschutzanlage
  Zivilschutzanlage
  Zivilschutzanlage
Lüftungsrohre mit Überdruckventilen. Zivilschutzanlage
Strahlenschutztor an einem Belüftungsschacht der Tiefgarage. Zivilschutzanlage

Quellen

1) Kartierungen 2003-2019 durch Nicole Duval, Marko Königer, Patrice Wijnands u.a.

Karlsruhe: Übersichtskarte und Karten je Stadtteil

Wo kann ich in Karlsruhe Spuren finden?

Text & Bilder (wenn nicht anders erwähnt): Patrice Wijnands - VEWA e.V.

Karte Karlsruhe LS-ZS

Übersichtskarte und Karten je Stadtteil mit Standorten von Gebäuden mit Luftschutzmarkierungen (grün), von Hochbunkern, Tiefbunkern und Zivilschutzanlagen (alle in rot) in Karlsruhe.

Kartierung der ZS-Objekte: https://www.geschichtsspuren.de/datenbanken/bunker-datenbank.html © Michael Grube
Kartierung der LS-Objekte: © Marko Köninger & Patrice Wijnands 2005-2016 | Kartenzusammenstellung: © Patrice Wijnands 2017
Kartenhintergrund: © OpenStreetMap contributors

www.vewa-ev.de/Dokumente/Wijnands/Karten/Karlsruhe__LS.pdf
www.vewa-ev.de/Dokumente/Wijnands/Karten/Karlsruhe_Beiertheim_LS.pdf
www.vewa-ev.de/Dokumente/Wijnands/Karten/Karlsruhe_Dammerstock_LS.pdf
www.vewa-ev.de/Dokumente/Wijnands/Karten/Karlsruhe_Daxlanden_LS.pdf
www.vewa-ev.de/Dokumente/Wijnands/Karten/Karlsruhe_Durlach_LS.pdf
www.vewa-ev.de/Dokumente/Wijnands/Karten/Karlsruhe_Groetzingen_LS.pdf
www.vewa-ev.de/Dokumente/Wijnands/Karten/Karlsruhe_Gruenwinkel_LS.pdf
www.vewa-ev.de/Dokumente/Wijnands/Karten/Karlsruhe_Innenstadt_LS.pdf
www.vewa-ev.de/Dokumente/Wijnands/Karten/Karlsruhe_Knielingen_LS.pdf
www.vewa-ev.de/Dokumente/Wijnands/Karten/Karlsruhe_Nordweststadt_LS.pdf
www.vewa-ev.de/Dokumente/Wijnands/Karten/Karlsruhe_Oststadt_LS.pdf
www.vewa-ev.de/Dokumente/Wijnands/Karten/Karlsruhe_Suedstadt_LS.pdf
www.vewa-ev.de/Dokumente/Wijnands/Karten/Karlsruhe_Suedweststadt_LS.pdf
www.vewa-ev.de/Dokumente/Wijnands/Karten/Karlsruhe_Uebersicht_LS.pdf
www.vewa-ev.de/Dokumente/Wijnands/Karten/Karlsruhe_Weststadt_LS.pdf


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