Festungsblog

Sonderkonstruktion: Verbindungshohlgang zwischen zwei Regelbauten

Nicht selten wurden die Bunker während der Bauphase an die örtlichen Gegebenheiten angepasst, um sie im Gefecht wirkungsvoll einsetzen zu können. Man spricht dann von sogenannten Sonderkonstruktionen.
In diesem Fall handelt es sich um zwei Regelbau 10a bei Pirmasens, die sich in unmittelbarer Nähe zur Hauptkampflinie am Vorderhang befunden haben. Bunker 2 ist begehbar, jedoch ist der überdeckte Hof an der Westseite verschüttet. Der Eingang ist wie bei einigen anderen in der Gegend mit einer Eingangsschikane und Gewehrscharte ausgestattet. Bei Bunker 1 handelt es sich um einen spiegelbildlich angelegten Bunker vom gleichen Typ. Er weist jedoch die Besonderheit auf, dass es in östlicher Richtung einen Treppenabgang in Richtung Bunker 2 gibt. Dieser ist leider nach ein paar Metern verschüttet. Aufgrund der Schilderungen eines französischen Kriegsgefangenen, der zu Protokoll gab, dass viele Anlagen unterirdisch miteiander verbunden waren, gehen wir davon aus, dass dies auch auf diese beiden Bunker zugetroffen hat. Dieser Hohlgang hätte dann eine Länge von ca. 20m gehabt.

Denkmallandschaft kontra Forstwirtschaft

Auch wenn ein großer Teil der Denkmal- und Erinnerungslandschaft der ehemaligen "Westbefestigungen" einen denkmalschutzrechtlichen Status aufweisen kann (siehe https://www.vewa-ev.de/stehen-bunker-jetzt-unter-denkmalschutz.html), dennoch wird beobachtet, dass besonders in Waldgebieten fortwährend und schleichend Laufgräben, trockene Panzergräben und Kochstände (typischerweise alles Elemente aus 1944) zerstört und übererdet werden. Das ist umso peinlicher, wenn es sich um ehemalige Kampfgebiete handelt, wo sowohl deutsche, als auch US-Soldaten ihr Leben gelassen haben, wie bei Ensheim/Heckendalheim im Saarland oder auf den Höhen bei Oberotterbach in Rheinland-Pfalz.

Dashboard Baden-Württemberg

Dashboard_BaWu2024_Landnutzung

Dashboard BaWue 2024

Stand: 20.05.2024

Warum ist der Erhalt von einzelnen Bunkern und Ruinen so wichtig?

Jeder einzelne Bunker des Westwalls steht für einen Teil der Geschichte des Zweiten Weltkrieges auf europäischem Boden - quasi vor der eigenen Haustür, weit weg von den großen geschichtsträchtigen Orten, wie den Invasionsstränden der Normandie, den Vernichtungslagern oder dem Reichsparteitagsgelände in Nürnberg, wo man vielleicht nur einmal im Leben hingelangt. Dabei ist dieser Bunker einer von vielen. Und doch ist glatt die Hälfte aller Bauwerke heute schon nicht mehr zu sehen.

An der deutschen Westgrenze entstanden zwischen 1935 und 1940 rund 20 000 Bunker, und mit dieser großen Zahl allein schon wollte das NS-Regime beeindrucken und abschrecken, vor Allem die westlichen Alliierten Frankreich und Großbritannien. Um die NS-Propaganda nicht nach zu plappern, verzichten wir bewusst auf die Ausführungen zu den unvorstellbaren Mengen Kubikmeter Beton und Tonnen Stahl.

Stattdessen soll es hier um ein Regime gehen, entstanden aus einer politischen Partei, die mit scheinbar "einfachen Lösungen" und diskreditierenden Behauptungen über "fremde" Minderheiten und politische Gegner an die Macht kam, die Demokratie durch eine Diktatur ersetzte, Spannungen um "eigene" Minderheiten schürte um mit Krieg zu drohen und andere Staaten schließlich eroberte und ausplünderte. Ähnlichkeiten mit der aktuellen Zeitgeschichte müssen wir als Warnung verstehen.

Mit jedem Westwallbunker, den wir stehen lassen, ob intakt oder zerstört, mit oder ohne typologische Besonderheiten, lässt sich nicht nur die Vorstellung von einem Westwall mit vielen einfachen oder auch komplexen Standardbauten untermauern. Sondern mit dem Vorkommen der immer gleichen Bautypen, über hunderte von Kilometern hinweg, von NRW bis nach Baden-Württemberg, lässt sich das Wirken der NS-Diktatur entlarven. Jede/r BewohnerIn und BesucherIn dieser Grenzregion darf es erfahren: Die Bunker wurden gebaut mit der Behauptung Teil eines "Friedenswalls" zu sein und rein der Verteidigung zu dienen. Erst anhand der Menge an Bunkern lässt sich glaubhaft aufzeigen, welche Rolle diesen in der Verwirklichung der NS-Ideologie des "Lebensraums" zugedacht war: Der Eroberung von Staaten in Ost- und Südosteuropa, deren Bewohner nach  rassistischen und menschenverachtenden Gesichtspunkten verfolgt wurden.

Mit jedem einzelnen Bunker, den wir heute aus noch so nachvollziehbaren Gründen entsorgen, verwischen wir die Spuren dieses Verbrechens, entfernen wir ein Stück sichtbarer Geschichte aus der Landschaft und machen diese weniger nachvollziehbar, und last but not least, zerstören wir ein funktionales oder potentielles (Trittstein-) Biotop.

Deshalb brauchen wir heute die Bunker und Bunkerruinen. Jede einzelne.

Patrice Wijnands - VEWA e.V.

Ausstellung zum Ettlinger Riegel im Pamina-Museum Neuburgweier

 

Bunkermodell B1-7

15 Schüler des Walahfrid-Strabo-Gymnasiums in Rheinstetten haben als Teil ihres Abiturs im Rahmen eines Seminarkursprojektes das Thema "Westwall" mit einem besonderem Fokus auf den an der Schule vorbeiführenden "Ettlinger Riegel" auf sehr individueller und origineller Weise aufgearbeitet.

Die Ergebnisse sind vom 3.10.2018 bis zum 4.11.2018 in einer Ausstellung im Pamina-Museum in Neuburgweier zu sehen.

Adresse:

Pamina-Museum
Rheinstraße 16
Neuburgweier

http://cms.heimatverein-rheinstetten.de/index.php/Heimatmuseum.html

Bunkertür

Ausstellung

Patrice Wijnands - VEWA e.V.


 📬 Kontakt   📄 Impressum  🔒 Datenschutzerklärung

Wir benutzen Cookies

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.