Mit Calvin Landau in der Südpfalz
Calvin Landau Jr. hat sich noch einmal auf den Weg gemacht. Von Palm Beach in Florida zuerst ins Elsass und dann in die Südpalz. Sein letzter Besuch war vor einem Menschenleben, er ist 73 Jahre her. Cal Landau ist heute 94 Jahre alt und war als junger Soldat im Alter von 22 Jahren mit der 103. Infantriedivision (ID) 1944 und 1945 bei den Kämpfen im Elsass und am Westwall in der Südpfalz, in Bobenthal und Reisdorf dabei. Cal und seine drei Söhne waren vor ihrem Besuch beim VEWA e.V. in Scherwiller zum Veterans Day. Am 15.11.2017 trafen sie sich mit einigen Mitgliedern in Neustadt um sich auf die Spuren von Cal Landau in der Südpfalz zu begeben.
Peter Schreiber pflegt für den VEWA e.V. die Kontakte nach Amerika und hat wiederholt die Spuren von Kriegsveteranen aufgearbeitet, um den Veteranen oder deren Angehörigen die Schauplätze ihrer Vergangenheit zu zeigen. Gemeinsam mit den Vereinsmitgliedern wird in Dokumenten und draußen "im Feld" recherchiert und bisher war es stets möglich, die Spuren nachzuvollziehen.
Die erste Station führte uns nach Bobenthal, wo sich noch ein weiterer Gast aus Frankreich - ein Mitglied aus einer Reenectment Gruppe, der einen Soldaten der 103. ID verkörpert - zu uns gesellte. Oberhalb des Friedhofs - dort hatte sich die Einheit von Calvin Landau eingegraben - zeugen noch heute viele Foxholes (Anm. amerikanische Schützenlöcher) von den Ereignissen.
Nächstes Zeil war Reisdorf. Dort konnte die heutige Situation mit einem historischen Foto verglichen werden.
Im Anschluss ging es direkt zur Pfälzer Hütte und an die Reste des Panzergrabens, da sich dort ein wichtiges Ereignis für den Veteranen abgespielt hatte.
Cal Landau war gerade mit seinem Leutnant auf Patroullie, als sie an einen Panzergraben kamen. Auf der anderen Seite des Grabens stand eine Leiter. Beide kletterten in den Graben hinab und der Leutnant stieg auf die Leiter, um auf der anderen Seite über den Rand zu blicken. Calvin Landau warnte ihn noch und da war es schon geschehen. Der Schuss eines Scharfschützen erwischte den Leutnant in die Seite. Mr Landau ist sich allerdings sicher, dass der Leutnant nicht vom Schuss verstarb, sondern sich das Genick beim Sturz von der Leiter gebrochen hat. Interessanterweise, so erzählte uns Mr. Landau, berichtete ihm während eines späteren Veteranentreffens in den USA ein ehemaliger Kamerad die gleiche Geschichte, die dieser mit der Leiter erlebt hatte. Auch seine Begleitperson erwischte es auf der oberen Sprosse. Beide waren sich einig, dass die Deutschen die Leiter absichtlich dort plaziert hatten.
Die Pfälzer Hütte wollten wir nutzen, um dem Ereignis einen kulinarischen Rahmen zu geben, und hatten für unsere Gäste eine originale Pfälzer Brotzeit vorbereitet. Neben frischem Brot und Wurst wurde Rieslingschorle und ein Mirabellenschnaps gereicht.
Es war allen Beteiligten wichtig festzustellen, dass es von besonderer Bedeutung ist, dass 74 Jahre nach Kriegsende Franzosen, Amerikaner und Deutsche, in mehrere Generationen vertreten, hier zusammen sitzen, essen und trinken.
Die nächsten Ziele waren das Bombenfeld am Schillersbrunnen, bei dem sich die zerstörerische Kraft des Krieges heute noch im Boden besichtigen lässt. Ein Besuch der Bunkerruinen am Hirzeckhaus wurde durch Forstarbeiten verhindert, so dass nach schneller Planänderung die Pionierstraße bei Oberotterbach angesteuert wurde. Um unseren Gästen wenigstens eine Bunkerruine zu zeigen erfolgte eine Besichtigung von WH 615 und dem Panzergraben oberhalb im Sattel. Peter Schreiber konnte recherchieren, dass WH 615 im Jahr 1944 von den amerikanischen Verbänden schon eingenommen war. Eigentlich war der Westwall in der Südpfalz zu diesem Zeitpunkt schon durchstoßen. Die Ardennenoffensive sollte den Krieg im Westen aber noch um einige Monate verlängern.
Der Verein hatte viel Freunde an diesem Ereignis, insbesondere war es für uns wichtig, einen der sicherlich letzten noch lebenden Veteranen des 2. Weltkrieges kennengelernt zu haben. Solche Ereignisse wird es nicht mehr oft geben. Bald werden keine Augenzeugen mehr leben und was bis dahin nicht dokumentiert ist, ist unwiederbringlich verloren.
Peter Schreiber und Alexander Stein
Bilder: Walter Stutterich und Alexander Stein