Festungsblog

Schon vorhandene Standortdaten im Internet

Ein viel gehörtes Argument gegen einen vorsichtigen Umgang mit Standortdaten ist, dass bei GoogleEarth doch eh schon alle Standorte "drin" sind. Tatsächlich haben sich einige Menschen die Mühe gemacht und KML-Dateien mit den Standorten des Symbols "Ehemaliger Bunker" aus (vor allem älteren) topographischen Karten veröffentlicht. Leider geschah diese Veröffentlichung ohne Bewusstsein für die Folgen und zum Glück ohne Wissen um die Datenqualität. Es handelt sich meistens um beseitigte Standorte und nicht um Ruinen, woraus was zu "holen" ist, oder die für die Verkehrssicherung noch relevant sind. Trotzdem, dieses schlechte Beispiel sollte man nicht auch noch um "bessere Daten" ergänzen.

Und Geocaching? Da ist das nächste Problem: In Unkenntnis über den komplexen Hintergrund werden Massen von Menschen zu Stollen und Bunkern gelockt. Ich weiß, das ist auch eine Art von Nutzung und ein berechtigtes Interesse. Jeder hat das Recht, diese Bauwerke zu sehen. Es geht hier abermals um überschneidende Interessen, und die brauchen ein Gleichgewicht. Benötigt wird ein Dialog, denn die Geocaching-Gemeinschaft hat schon längst Mechanismen zur Sensibilisierung für sich überschneidende Interessen aufgebaut.

Patrice Wijnands - VEWA e.V.

Medienkompetenz im Umgang mit Standortdaten

Ein Beispiel von dem, was man lieber nicht tut

Stellen Sie sich vor, dass ich das Dokumentationsblatt von diesem Bunker unter Nennung der korrekten Nummer, Ortsangaben und/oder Koordinaten im Internet, vielleicht sogar als spannenden Geocache veröffentlichen würde. Was kann dann passieren?

Die Westwall-Kartenwerkstatt

Es wird immer ein Spagat bleiben: Auf der einen Seite möchten wir durchaus über den Westwall berichten und Karten dazu zeigen, auf der anderen Seite müssen wir mit Standortdaten behutsam umgehen. Bunkerruinen sind keine Spielplätze und stehen im Fokus von mehreren, sich überschneidenden Interessen: Naturschutz, Denkmalschutz, Verkehrssicherung, Politische Bildung, Zeit- und Heimatgeschichte, aber auch Anwohner, Jäger und Pächter haben ihre Belange. Das Thema wird hier ausführlich erklärt: Über die Veröffentlichung von Standortdaten von modernen Denkmälern

Mit dieser Seite möchten wir ein positives Beispiel geben und zeigen, was mit etwas Verantwortungsbewusstsein geht.

Tipps: Coockies akzeptieren und zoomen mit zwei Fingern.

 

Exkurs: NATO-Anlagen

Seit 2012 setzen wir uns auch für den Erhalt ehemaliger NATO-Anlagen aus der Zeit des Kalten Krieges ein.

Dort war Material gelagert, mit dem Truppen ausgerüstet werden sollten, die man im Kriegsfall eingeflogen hätte. Auf weiten Strecken war der Wald durch Zäune abgesperrt, und auf Schildern wurde im Falle des Betretens Schusswaffengebrauch angedroht.
So wurden in der Westpfalz (Städte Kaiserslautern, Pirmasens und Zweibrücken sowie in den Landkreisen Kaiserslautern, Kusel, Pirmasens und Donnersbergkreis) rund zehn Prozent der Gesamtfläche, ca. 30.000 Hektar, für militärische Zwecke beansprucht.
Mit Konversion, der Umwandlung von militärisch genutzten Flächen in Wohn- und Gewerbegebiete, versuchten Landesregierung, Kreise und Kommunen die drastischen Folgen des Abzugs der Streitkräfte zu mindern, was allerdings nur teilweise gelang. Die verödeten Kasernen, Depots, Lager, Raketen-, Radarstationen usw. wurden sich selbst überlassen, von "Vandalen" zerstört und die meisten schließlich abgerissen.

Auswertung von Luftbildern

Seit Ende des Krieges 1945 hat sich unsere Natur in weiten Teilen verändert. Wälder wurden wieder aufgeforstet, ein großes Netz an Wanderwegen angelegt und viele Flächen für Land- und Forstwirtschaft wieder nutzbar gemacht.
Bei einer Wanderung durch den Pfälzerwald gibt es heute auf den ersten Blick nur noch weniges, das an den Westwall erinnert und wenn die Bunkerruinen nicht direkt am Wegesrand liegen und wie im Fall des Otterbacher Westwall-Wanderwegs durch Infotafeln beschrieben werden, muss man schon ganz genau hinschauen, um Spuren dieser ehemaligen Befestigungslinie zu erkennen.


 📬 Kontakt   📄 Impressum  🔒 Datenschutzerklärung