Der [Abschnitt Brebach-Blieskastel]

 

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In Karten des Westwalls lässt sich schwer unterscheiden, dass östlich von Saarbrücken eigentlich zwei Linien (oder befestigte Zonen) hinter einander liegen. Das erweckt auch schnell den Eindruck, als hätte man hier absichtlich die Verteidigung gestaffelt. Das war jedoch nicht der ursprüngliche Plan. Die nördlich parallel verlaufende befestigte Zone entstand bereits ab 1936 und wird auf der Seite [Abschnitt Holz Blieskastel] gesondert beschrieben.

Der [Abschnitt Brebach-Blieskastel] gehört zum Ausbau der Saarstellung, den Hitler am 9.10.1938 öffentlich in Saarbrücken verkündete, und nach dem "Limesbauprogramm" als "Aachen-Saar-Programm" in die Geschichte einging. (1) Diese "Programme" mögen den Eindruck einer langjährigen Planung erwecken, aber auch das ist nicht so, sondern beide waren politisch, militärisch, kurzfristig und opportunistisch motiviert. Nachdem Hitlers Drohungen mit Krieg im Streit mit der Tschechoslowakei um das Sudetenland in der "Sudetenkrise" im Münchener Abkommen am 30.9.1938 in der Übertragung dieses Grenzlandes an das Deutsche Reich mündeten, hatten sich die noch sehr im Bau befindlichen "Westbefestigungen" schon als nützlich erwiesen, weil sich damit ein französisches militarisches Vorgehen zur Unterstützung ihres tschechoslowakischen Verbündeten gegen das Deutsche Reich abschrecken ließe.

Mit dem "Aachen-Saar-Programm" kündigte Hitler öffentlichkeitswirksam an, die Städte Aachen und Saarbrücken ebenfalls hinter einer Westwall-Linie zu "schützen". (1) Diese Städte waren schwer zu verteidigen und bislang absichtlich "außen vor" gelassen. Eine grenznahe Bunkerlinie war für eine reine Verteidigungshaltung nicht überall sehr praktisch, aber es entstand eine ebenfalls grenznahe militärische Präsenz und Abschreckung, und letztendlich auch eine günstigere Ausgangsstellung für einen Angriff. Das Wohl dieser Städte und ihrer Einwohner stand dabei nicht im Vordergrund.

Eine Bunkerlinie südlich von Saarbrücken brauchte nach Westen eine Flankensicherung und erhielt die durch die weitere Befestigung des Saartals bis nach Beckingen. Dort war bereits seit 1936 und vor allem seit Sommer 1938 im "Limesbauprogramm" viel gebaut worden. So entstand die Saarstellung, als eine sehr polymorphe, unzusammenhängende Mischung aus mehreren Epochen. Es brauchte aber auch eine Flankensicherung nach Osten, und hier blieb nichts anderes übrig, als die Höhen ab Brebach, über Bischmisheim, Heckendalheim und Alschbach bis nach Blieskastel ganz neu zu befestigen.

Nicht nur doublierte man damit auf halbem Wege die bereits gebaute Linie durch das Würzbachtal, sondern setzte sich über weite Strecken der Möglichkeit eines Angriffs mit "gepanzerten Fahrzeugen" und Panzern aus, weil jetzt ein natürliches Hindernis, wie ein Flusstal fehlte. Als Ersatz entstanden kilometerlange Höckerhindernisse, die noch heute die Landschaft prägen.

Eine andere Besonderheit entstand durch den Befehl, noch im Herbst 1938 mit dem Bau anzufangen, während die tausenden Baustellen des "Limesbauprogramms" noch lange nicht vollendet waren. (1) Trotzdem entstanden so erste Bauwerke nach den Regelbauten 10 und 10a als erste Anklammerungspunkte. Als Anfang 1939 die neuen, größeren Regelbauten der 100-Serie eingeführt wurden (und in der späteren Betrachtung zu Unrecht mit dem "Aachen-Saar-Programm" gleichgesetzt wurden), wirkten die einzelnen Limesregelbauten dazwischen wie Fremdkörper. Zudem wurde 1939 in diesem Abschnitt typologisch so etwa alles aufgeboten, was die 100-Serie hergab, noch bis in 1940 entstanden weitere Bauwerke, auch aus der 500-Serie, und das macht diesen Abschnitt auch noch heute in seinem ruinösen Zustand so interessant, aber die großen Ruinen brauchen Erläuterung, damit man sie versteht.

Das Vorgehen der französichen Armee im September 1939 berührte das Vorfeld dieses Abschnitts, jedoch ein Angriff darauf wurde nicht gewagt. (2)

Im März 1945 wurde der Abschnitt gegen US-Truppen verteidigt, die schließlich nach schweren Kämpfen bei Heckendalheim am 19. März (3) durchbrachen, genau dort, wo eine wichtige Straße über einen Höhenrücken die befestigte Zone kreuzt, die hier in ihrem Ausbau einen deutlichen Schwerpunkt zeigt.

Die Sprengungen der Nachkriegsjahre hinterließen eine typische Westwall-Ruinen-Landschaft, intakte Bauwerke sind hier eher selten. Eine Ausnahme bilden die Bunker auf dem Halberg, noch im Stadtgebiet von Saarbrücken, die bis heute intakt überdauern. Im Sprachgebrauch ist dieses Ensemble durch eine lokale Veröffentlichung unter dem Namen "Halbergstellung" bekannt, eine Bezeichnung, die zwar authentisch klingt, jedoch aktenkundig bislang nicht nachweisbar ist.

Für das Verständnis des Westwalls und um neue Mythenbildung entgegen zu wirken, ist deshalb die Ruinenlandschaft nach Osten mit z.B. der Panzermauer in Heckendalheim mit ihren umgebenden Ruinen von Bunkern und der Höckerlinie mitten im Ort und über die Ortsrändern hinaus genauso wichtig.

Auch die unfassbar großen Ruinen für jeweils nur einen einzelnen Schartenturm bei Alschbach zeigen, wie hier wieder Elemente aus dem sehr dickwandigen Festungsbau zurückkehrten, aber auch diese imposanten Bauwerke kann man nicht losgelöst von den zahlreichen Ruinen aus Standardbauten mit den viel vorkommenden Regelbauten 10, 10a, 102, 105, 107, 108, 509 und 509c betrachten.

 

 

1) Bettinger, Dieter & Büren, Martin, Der Westwall Die Geschichte der deutschen Westbefestigungen im Dritten Reich. Band 1 Der Bau des Westwalls 1936 - 1945, Osnabrück: Biblio Verlag, 1990.
2) https://de.wikipedia.org/wiki/Sitzkrieg#Saar-Offensive
3) https://de.wikipedia.org/wiki/Heckendalheim


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