Atlas der Westbefestigungen und des Westwalls als Flächenmodell

2008 wurde im baden-württembergischen Landesamt für Denkmalpflege klar, dass die Sachgesamtheit Westbefestigungen digitale Modelle braucht, damit diese in der Automatischen Denkmaldatenbank ADAB für alle Behörden des Landes visualisiert werden können. Wünschenswert wäre ein Punktmodell, jedoch war klar, dass das sehr lange dauern würde und dieses Modell eigentlich nie vollständig sein kann. Schneller erreichbar schien ein Flächenmodell, das die wahre Ausdehnung der befestigten Zonen umfasst. Dabei wurde schon früh zwischen einer "infanteristischen" (und dichter bebauten) vorderen Zone und einer "infrastrukturellen/artilleristischen" (und weniger dichter bebauten) Zone dahinter unterschieden. Die vordere Zone enthält die Bunker für Maschinengewehr ("MG-Schartenstände"), Panzerabwehr ("PAK-Schartenstände"), Unterstände für Infanterie und die passiven Sperren wie Panzergräben, Pfalhhindernisse, Höckerhindernisse usw. Die hintere Zone enthält die Artilleriebeobachter, Unterstände und Geschützschartenstände für die Artillerie, aber auch Bauwerke für höhere Offiziere und ihre Stäbe ("Gefechtsstände"), Sanitätsunterstände und die Kabelbrunnen und Kabelsäulen des "Festungsfernsprechnetzes". Besonders die Letztgenannten können kilometerweit nach hinten liegen und dehnen diese hintere Zone weit nach hinten aus.


Mit diesem Flächenmodell wurde es nicht nur möglich, schnell und einfach abschätzen zu können, ob und wo Überschneidungen mit Planungsvorhaben zu erwarten sind, sondern entwickelte sich auch zu einem Visualisierungsinstrument, das eine Alternative zu den bisherigen kartographischen Darstellungen bietet, die den "Westwall" als undifferenzierte dicke Linien (siehe eine-neue-karte-fuer-den-westwall aus 2018) oder Zonen abbildet und damit ungewollt ähnlich generalisiert aussieht, wie die zeitgenössische Propagandadarstellungen.

Mit dem "Atlas der Westbefestigungen und des Westwalls" entstehen Visualisierungen, die der echten Ausdehnung nach dem aktuellen Erkenntnisstand entspricht. Mit weiteren Unterseiten werden alle "Stellungen" einzeln dargestellt und ihre Entstehungsgeschichte erklärt. Einen kurzen historischen Überblick bietet was-war-der-westwall.

Bundesland Stellungssystem
Saarland Westbefestigungen/Westwall, [Abschnitt Holz-Blieskastel]
  Westwall, [Abschnitt Brebach-Blieskastel]
  Westwall, Orscholzriegel
BaWü Westbefestigungen, Neckar-Enz-Stellung
  Westbefestigungen/Westwall, Ettlinger Riegel
  Westbefestigungen/Westwall, Oberrheinstellung
  Westbefestigungen/Westwall, Korker Waldstellung

Flaechenmodell_Uebersicht01

Das aktuelle Modell im Stand von Januar 2023 reicht im Norden bis nach Aachen, enthält die wesentlichen "befestigten Zonen" an der Grenze, aber es fehlen noch viele Flugabwehrbatterien der LVZ-West und die Wetterau-Main-Tauber-Stellung.

Hinweise zum Nomenklatur:
- Die Begriffe "Infanterische Zone" oder "Artilleristische Zone" sind nicht authentisch. Sie helfen heute Zonen zu definieren mit typischerweise viel oder weniger Bauwerke. 
- In den Westbefestigungen sind nur wenige Stellungen mit einem Namen aktenkundig überliefert, wie die "Oberrheinstellung" oder die "Hilgenbachstellung". Viele Abschnitte blieben namenlos oder wurden nicht konsequent benannt. Manfred Gross nutzte in seinem Buch über den Westwall in NRW (1982) den aktenkundigen Namen "Stellung Brüggen-Ormont". In Anlehnung an diese Nomenklatur benennt dieser Atlas der Westbefestigungen und des Westwalls namenlose Abschnitte anhand von Ortsnamen am Anfang und am Ende und stellt diese zur Kennzeichnung dieser nicht authentischen Namen zwischen eckigen Klammern, wie z.B. der der [Abschnitt Holz-Blieskastel]. Ein "Anfang" oder "Ende" ist dabei nicht immer eindeutig definierbar.

Patrice Wijnands  - VEWA e.V.


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