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Nach dem Abzug

Mit Konversion, der Umwandlung von militärisch genutzten Flächen in Wohn- und Gewerbegebiete, versuchten Landesregierung, Kreise und Kommunen die drastischen Folgen des Abzugs der Streitkräfte zu mindern, was allerdings nur teilweise gelang. Die verödeten Kasernen, Depots, Lager, Raketen-, Radarstationen usw. wurden sich selbst überlassen, von "Vandalen" zerstört und die meisten schließlich abgerissen. So verschwanden auch die riesigen unterirdischen Befehlszentralen in der Westpfalz mit Hallen, die an Kathedralen erinnerten. Fantasievolle Alternativen zum Weghacken gibt es leider selten. So wird die ehemalige Raketenstation bei Bockenheim (Kreis Bad Dürkheim) als Solarpark und als Weide für Ziegen und Schafe genutzt, die zwischen den Bunkern grasen. Im 3000 Quadratmeter großen Stollen bei St. Martin (Kreis Südliche Weinstraße) finden nicht nur Führungen statt, sondern auch Weinproben, Ausstellungen und Aktionen von Künstlern. Der Besucheransturm ist enorm.

Das gilt übrigens auch für das Museum, das in den Resten des 19 Kilometer langen Tunnellabyrinths im Ahrtal eingerichtet wurde, in dem die Bundesregierung im Kriegsfall Zuflucht gefunden hätte: Binnen eines halben Jahres nach der Eröffnung 2008 kamen 45 000 Besucher. Mittlerweile gibt es erste Anzeichen dafür, dass der Denkmalwert dieser Militärbauten erkannt wird. Der erwähnte Regierungsbunker im Ahrtal ist seit Juni 2009 Europäisches Kulturerbe. Die Reste des US-Lagers bei Fischbach stehen nicht zuletzt dank des Einsatzes des Vereins Area One seit kurzem unter Denkmalschutz. Und in Ramstein-Miesenbach existiert seit 2007 ein Dokumentationszentrum, das die Geschichte der Amerikaner in Rheinland-Pfalz bewahren soll. Was nützt aber ein Dokumentationszentrum, wenn vieles von dem, was dokumentiert werden soll, ohne Not und ohne Dokumentation zerstört wird?

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