Verein zur Erhaltung der Westwall-Anlagen (VEWA e.V.)
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Mountainbike-Strecken durch Laufgräben

Per Mountainbike einen Trail herab zu fahren klingt wie eine schöne Freizeitbeschäftigung. In der VEWA vertreten wir gerne den Standpunkt, dass jedem sein Hobby gegönnt sei.
Jedoch fällt uns während Kartierungen in der Pfalz und im Saarland verstärkt auf, dass ehemalige Laufgräben als Trails genutzt werden. Das sehen wir kritisch, weil dafür auch gegraben und aufgeschüttet wird, danach durch Reifen und ohne das schützende Laub unter Einwirkung von Regen und Wind verstärkt Erosion auftritt und so das Aussehen der Laufgräben verändert wird.

Wenn man dann noch die lokale Kriegsgeschichte dagegen hält, und in diesen Laufgräben 1944/45 Kämpfe stattfanden, wobei deutsche und US-Soldaten ums Leben gekommen sind, und ihre Leichen erst Monate später von Anwohnern geborgen wurden, dann steht das in einem scharfen Kontrast zu einer sportlichen Nutzung.

MTB-Strecke in LaufgrabenMTB-Strecken in Laufgraben
Laufgräben bei Reichenbrunn im Saarland mit Erosionsschäden durch MTB-Nutzung.

Es gibt ausgeschilderte Trails, wie z.B. "Die Pur" im Saarland, der bei Reichenbrunn auch durch Laufgräben führt. Soweit bekannt, fanden hier keine Kämpfe statt und im Saarland gibt es aktuell in den Trassen der Stellungen des Westwalls kein Flächendenkmal, wie in Rheinland-Pfalz. Es ist jedoch fraglich, ob es der Vergangenheit gegenüber so respektvoll ist, Laufgräben so zu nutzen.

https://www.saarpfalz-touristik.de/touren/die-pur-rund-um-st.-ingbert-5c0efd6dad

 

Wegweiser einer MTB-Strecke im Laufgraben

Der Kontrast wird noch schärfer, wenn in Laufgräben aufwendige Sprungschanzen gebaut werden, und darin dicke Äste verbaut und sogar Felsstücke bewegt werden, wie hier zwischen Farrenberg und Hohenberg bei Oberotterbach in der Pfalz:

Sprungschanze im Laufgraben

Die offizielle MTB-Strecke #10 auf der Hohen Derst bei Oberotterbach ist dagegen vorbildlich angelegt. Leider zweigt davon eine nicht offizielle "Variante" ab und und führt sehr "anspruchsvoll" durch die Laufgräben. Auch MTB-Fahrer, die hier eigentlich gar nicht lang wollten, geraten hier hinein. Allein schon aus Verkehrssicherungsgründen besteht hier Handlungsbedarf.
Die Trasse von zwei Laufgräben wurde derart durch diese MTB-Strecke verändert, dass man hier gar nicht mehr sieht, dass hier einst ein Laufgraben war. Diese Trail-"Variante" führt mittlerweile zu Konflikten und Auseinandersetzungen.

Die Theorie besagt: Es ist ein klassischer Interessenskonflikt: Jeder hat das Recht den Wald zu begehen, auch per MTB, jedoch bitteschön auf den dafür geeigneten Wege, unter Rücksichtnahme auf andere Rad- und Fußgänger. Der Konflikt betrifft auch Grundstückseigentümer, (Jagt-) Pächter und die Forst-, Denkmal und Naturschutzbehörden.

Nehmen wir es pragmatisch: Liebe Mountainbiker, wir geben euch gerne eine Führung und erklären euch, was auf eurem Trail einst passiert ist. Lasst uns gemeinsam nach Lösungen suchen. Lasst uns einander für unsere jeweilige Freizeitbeschäftigung unterstützen, und: Lasst uns gemeinsam die Denkmallandschaft am Westwall pflegen.

Als Verein können wir nichts handhaben, aber wir können einen Dialog anbieten:

Schilder Mountainbiker

Diese Schilder wurden Anfang Oktober 2020 bei Oberotterbach aufgestellt, um allermindestens die Chance auf einen Dialog wahrzunehmen, wurden jedoch schon bald zerstört.

Anfang 2021 kam auf Initiative des VEWA e.V. einen Dialog im Gang, woran seitdem Landesforsten Rheinland-Pfalz, die GDKE, die Landesstiftung "Stiftung Grüner Wall im Westen - Mahnmal ehemaliger Westwall" und Pfalzbiker e.V. teilnehmen, mit dem Ziel das gegenseitige Verständnis zu fördern und eine Beschilderung vorzunehmen, die den Konflikt vor Ort erklärt.

Patrice Wijnands - VEWA e.V.

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